Freitag, 16. September 2011

Mittwoch, 14.09.2011:

Ich wollte doch stark sein. So stark. Ich wollte schön sein und individuell. Ich wollte viel sein, ich wollte bewundert sein. Vor allem aber wollte ich glücklich sein. Ich wollte meinen Traum leben und die Hoffnung nie aufgeben. Ich wollte lieben und geliebt werden. Und ich wollte zufrieden sein können, wenn ich meinen letzten Atemzug tun und auf mein Leben zurückblicken würde. Und jetzt frage ich mich, ob es sich überhaupt noch lohnt, noch lange zu warten. Es wird nichts mehr folgen, nichts als Verlust, Einsamkeit, Niederlage und Hoffnungslosigkeit. Und es wird alles immer nur noch schmerzhafter, einsamer und hoffnungsloser werden. Ich werde auf mein Leben blicken und wissen, dass ich nicht alles gegeben habe, dass ich nicht das erreicht habe, was ich eigentlich erreichen wollte, nie der Mensch war, der ich sein wollte. Und dann werde ich sterben. Einfach so. Deswegen wollte ich nie aufgeben, deswegen wollte ich die Hoffnung immer bewahren, immer weiter kämpfen, immer und immer weiter. Denn ich denke, seinen letzten Atemzug in der Gewissheit getan zu haben, bis zum letzten Augenblick alles gegeben zu haben, um seinen Traum zu verwirklichen, das ist alles.  Aber mein Traum ist schon verloren. Jetzt warten auf mich nur noch weitere 60 oder 70 Jahre nichts auf dieser Erde. Warum also nicht jetzt sterben, jetzt, bevor alles nur noch schlimmer wird?  Ich bin doch jetzt schon ganz alleine auf dieser Welt.  Niemand weiß, wie ich mich fühle, niemand weiß, was wirklich in mir vorgeht. Niemand wird je erfahren, dass ich das hier bin. Manche sehen in mir die Schulsprecherin, oder die, die ihnen immer zuhört. Die meisten finden mich brav und denken, dass ich eine Streberin bin. Aber in Wirklichkeit sitze ich zu Hause und hasse mich selbst. Ich habe niemanden, der mir zuhört und mache fast nie meine Hausaufgaben. Es gibt niemanden, der mich hasst, denn ich bin selbst zu denen nett, die mich ankotzen.  Ich habe doch immer versucht, gut zu sein. Aber ich war nie gut genug. Und in diesem Augenblick weiß ich, dass ich auch niemals gut genug sein werde. Ich werde immer nur ich sein. Immer nur sein. Und niemand wird sich an meinen Namen erinnern. Ich wollte immer etwas Besonderes sein. Wie im Film. Aber ich bin ja noch langweiliger als alle anderen. Und deswegen bin ich allein. Weil ich nicht gut genug bin, nichts Besonderes, einfach total langweilig. Das hat mir so lange nichts ausgemacht. Aber jetzt habt ihr meinen Traum gestohlen und mich gezwungen aufzuwachen, erwachsen zu werden. Ich bin doch erst 16. Müsst ihr mir jetzt schon dasselbe antun, was euch eure Eltern angetan haben? Ich will doch nur singen. Und mein ganzes Leben lang habt ihr mir alle gesagt, was ich für eine schöne Stimme hätte, mit wie viel Gefühl ich singen würde. Nur um mir jetzt zu sagen, dass ich Sekretärin werden soll? Ich will aber nicht... Ich will doch singen, will meinen Traum. Damit ich nicht so einsam bin.  Aber ihr versteht es nicht. Ihr denkt, dass ihr eure Tochter davor bewahrt, unvernünftig zu sein. Aber ich will nur nicht wie ihr enden. Ich will nicht jeden Abend auf einem Sofa sitzen, schweigend. Meinen Mann zwei Sessel weiter. Schokolade und Chips auf dem Caochtisch.  Ich weiß doch, dass man mit Musik nicht viel Geld verdient. Aber was interessiert mich GELD?! Ist das alles, weil man sich dann die teure Hachez-Schokolade, statt der Lidl-Billigschokolade vor'm Fernseher reinziehen kann? Naja, Schokolade soll ja angeblich glücklich machen... Lasst es mich noch mal klar sagen: Ich will doch nur meinen Traum und jemanden, der mich liebt. Meinen Traum habt ihr gerade umgebracht, lieben tut ihr mich sowieso nicht und mein Ex schon gar nicht.  Ich bin UNWICHTIG! Ich könnte noch jeden Tag weiter funktionieren, wie ein Roboter. Aber tue ich das überhaupt, richtig funktionieren? Wohl eher nicht. Ich bin einfach in nichts gut genug.

Dienstag, 13. September 2011

Dienstag, 13.09.2011: „Ich“ ist einfach. Aber das einfach ging verloren...

Die ganze Zeit bin ich weiter gelaufen. Wie ein Zug den Schienen folgt, so folge ich Erwartungen, der Vernunft. Ich tue einfach das, was alle tun, bin nicht besser und nicht schlechter und muss mich vor niemanden – nicht mal mir selbst – davor rechtfertigen. Alle sind doch so, alle gehen weiter.
Aber ich bin jetzt stehen geblieben. Ich sehe mich um und frage mich, was passiert ist. Warum bin ich plötzlich alleine, wo sind alle? Wo ist das Mädchen, dass ich früher einmal war? Das Mädchen das alle mit ihrem Lächeln verzauberte. Das Mädchen, dass um eine Schnecke weinte, die es überfahren hatte. Das Mädchen, dem es nie etwas ausmachte, ob sie anders war, sich nie über so etwas Gedanken machte. Das Mädchen, das an Engel glaubte?
Es muss doch irgendwo hier sein? Wo bist du? Ich brauche dich. Ich bin so alleine ohne dich. Ich bin mir selber nicht mehr genug. Ich bin jetzt nur noch wie alle anderen – genau so anders, wie alle anders sind als alle anderen. Früher war ich doch anders anders. Ich war nicht immer glücklich. Aber irgendwie schon.
Dann kam die Zeit und trug mich mit sich fort. Und übrig bin ich. Nur ein Schatten, gerade schwer genug, um nicht vom Wind fort getragen zu werden. Gerade durchsichtig genug, um von allen übersehen zu werden. Gerade normal genug, um austauschbar zu sein.
Und dabei will ich doch einfach nur ich sein, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, wer ich bin. Das ist doch Schwachsinn. Ich ist einfach. Aber das einfach ging verloren, und so bin ich nichts. Ich sitze hier und tue eigentlich nichts Relevantes. Ich schreibe einen Text, von dessen Existenz vermutlich gerade einmal sechs Leute je erfahren werden. Wenn ich Glück habe, dann lesen sie den Anfang eines mittelmäßigen Posts, dessen Sprache nicht ausgefeilt oder vollkommen ist. Der nicht so ist, wie sonst. Das einzige, was sie bekommen, sind meine scheiß Gefühle, Rohdiamanten. Aber es macht sich nie einer die Mühe, sie auch zu schleifen – immer bleiben sie hässlich.
Wenn ich genauer darüber nachdenke habe ich mich wohl ein bisschen in ihm verloren. Warum tut das so weh? Ich glaube doch gar nicht an die Liebe. Er war doch nur irgendein Junge. Warum ist er dann so wichtig? Er ist nicht hübscher als die anderen, oder witziger, oder klüger. Er lebt nur irgendwie. Ohne mich. Den Rest seines Lebens. Und ich werde diejenige sein, bei dessen Nachrichten er angenervt die Augen verdreht.
Hey, du da! War da nicht mal irgendwas von wegen „Liebe“? Ach, nee, stimmt ja. Hast du ja nicht gesagt, Küsse zähl'n ja nicht. Blicke sowieso nicht. Was hat das schon mit Liebe zu tun?!
Und die da drüben, die „brauchte mich ja mal so unglaublich heftig“. Ich war ihr ja so „wichtig“. Als sie noch Probleme hatte. Aber das gehört nun der Vergangenheit an, und auf meine Probleme kann sie scheißen. Früher hätte sie die Lüge in meinem Lächeln gesehen.
Hallo, Mama! Ich weiß, du hast mich lieb. Ich dich auch. Nur leider sitzt du da unten im Wohnzimmer vor'm Fernseher und deine Tochter hier oben und macht „Hausaufgaben“. Ich weiß, ist immer so anstrengend, die Treppen hoch zulaufen – kann ich ja auch verstehen.
Hey, Papa, du bist auch hier? Hab dich ja schon 'ne halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wie heißt deine neue Freundin? Ach so. Gehen wir dieses Wochenende in „König der Löwen“? Was, schon wieder alles ausverkauft? Komisch, da muss man wahrscheinlich schon acht Jahre vorher buchen...
Einen Teil von mir könnte ich wieder bekommen. Der ist irgendwo in mir. Die Musik ist die Karte. Dummerweise hab' ich nur die eine Hälfte. Die andere ist von meinen Tränen verwischt.


Sonntag, 11.09.2011: Erste Liebe

Erste Liebe
Ist wie eine Rose
Sie erblüht im Frühling
Aus einer zarten Knospe
Wo alles nur
Ein schöner Traum war

Erste Liebe
Ist wie eine Rose
Sie strahlt im Sommer
Und kennt in ihrer Schönheit
Weder Vorsicht
Noch Unsicherheit

Erste Liebe
Ist wie eine Rose
Sie welkt im Herbste
Lebt in der Vergangenheit
Hoffnung schwindet
Die Liebe schweigt

Erste Liebe
Ist wie eine Rose
Sie stirbt im Winter
Und ihrer gleichen Schönheit
Wird immer
Einzigartig sein

Sonntag, 11. September 2011

Sonntag, 11.09.2011: Verzweiflung

Niemand glaubt.
Niemand vertraut.

Nur ich glaube.
Und ich vertraue.

Trage die Last der Schuld,
ohne schuldig zu sein.

Fange die Trauer
durch Verzeih'n.

Verstehe die Zeit nicht mehr,
gehe doch mit der Welt.

Finde niemanden,
der noch wirklich zu mir hält.

Denn niemand glaubt.
Und niemand vertraut.

Nur ich glaube.
Und ich vertraue.