Donnerstag, 16. Dezember 2010

Mittwoch, 15.12.2010: Endlich

Ich liege in meinem Bett, die Arme an den Oberkörper gezogen - so klein wie nur möglich sein, verschwinden - und schluchze.
Diese Welt ist vollkommen. Mit all den wundervollen Augenblicken, in denen du geliebt wirst, glücklich, in denen du überrascht bist, etwas erreicht zu haben, dass du dir niemals zugetraut hättest, aber auch mit den Augenblicken, die du lieber aus deiner Geschichte streichen würdest, in denen du als einzige gegen die gesamte Menschheit zu stehen scheinst, in denen dir nichts gelingt, deine Träume zerplatzen siehst, wie einen Windstoß voll Seifenblasen und mit allem, was sich irgendwo dazwischen befindet. Es ist vollkommen, schwebend zwischen Vollkommen- und Unvollkommenheit.
Ist es da verwunderlich, dass ich mich mit solch schmerzhafter Ausdauer daran festklammere, wie ein Kind die Hand der sterbenden Mutter umklammert? Es kann sie nicht halten. Doch mit einer solchen Vernunft denkt kein liebender Mensch in einer solch untragbaren Situation, auch kein Kind.
Ich habe Angst. Ich weiß, ich werde das Geliebte verlieren, eines Tages. Doch ich will es weder wahr haben, noch kann ich mich danach richten. Ich werde allein sein, eines Tages. Es ist ungewiss welches Schicksal mich ereilt. Mögen mich die Wölfe holen, aus dem Dunkel mich anspringen, von allen Seiten mich umlauernd, mich zu sich ins Nichts zerren, mögen mich die Engel zu sich holen. So werde ich meine eingetretene Bahn verlassen – ich muss sie verlassen – denn auf der Suche nach einem schützenden Herzen, das mich gegen mich selbst und alle anderen verteidigt, muss ich Opfer bringen, mich an einen unbekannten Ort begeben, mit fremden Menschen; und in einem schlägt das richtige Herz. Nur um das Kind noch ein wenig länger die Hand seiner Mutter halten zu lassen - ist das Ende auch unabwindbar - nur um es danach alt genug zu wissen, seine Richtung alleine zu finden.

Nicht das Kind wird die Mutter verlassen, die Mutter wird das Kind verlassen.
Und eines Tages werde nicht ich von der Welt gehen, die Welt wird von mir gehen.

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