Montag, 30. Mai 2011

Donnerstag, 04.03.2010: Winter

Es ist Winter
Die Tage werden kürzer
Die Sonne geht unter

Es ist Winter
Die Nächste werden länger
Die Schmerzen nehmen zu

Und alles ertrinkt in Dunkelheit

Irgendwann 2010: Neunhundertneunundneunzig

Neunhundertneunundneunzig Bilder
Ganz umsonst, wenn das eine fehlt

Neunhundertneunundneunzig Worte
Alle leer, kein's belebt

Neunhundertneunundneunzig Blicke
In den Spiegel an der Wand

Neunhundertneunundneunzig Mal
Dich vermisst und gleich verbannt

Donnerstag, 26. Mai 2011

Donnerstag, 26.05.2011: Der Vogel und das Fenster

Ich sah einmal einen kleinen Vogel, der auf einer Fensterbank saß. Immer wieder versuchte er, durch das Fenster ins Haus zu fliegen, doch jedes Mal prallte er von der Scheibe ab. Mein Herz zitterte, denn seine Hoffnung war stark und sein Glaube ehrlich. Doch das Glas blieb stur, das Glas blieb Glas.
Ich sah einmal einen kleinen Vogel, der gegen ein verschlossenes Fenster flog, nicht wissend, dass sich gleich neben dem verschlossenen ein offenes Fenster befand.
Also rief ich ihn an und ich sagte: Vogel, höre! Das Fenster ist verschlossen, dort kommst du nicht hinein!
Doch sowie ich die Wahrheit ausgesprochen, da viel alle Hoffnung von ihm ab. Er wollte schon fliegen - sein Leben schnell zu Ende leben, wie alle seine Artgenossen. Doch hielt er inne, als er das zweite Fenster sah.
Schon hatte ihn die Hoffnung wieder, schon saß er auf der anderen Fensterbank. Kurz nur hielt er inne, bald flog er auf, flog auf die Öffnung zu, würde sie bald durchquert haben. Plötzlich jedoch prallte er zurück, als wäre er gegen eine unsichtbare Schiebe geflogen. Denn was ihn zurückhielt war nicht das Glas, sondern dass Wissen, dass das Fenster sich für ihn nie öffnen würde.
Und so blieb der Vogel auf der Fensterbank, die Luft wurde zu Glas und das offene Fenster blieb ihm verschlossen.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Montag, 09.05.2011: Mein Märchen

Jedes Märchen fängt an mit 'Es war einmal vor langer, langer Zeit...', oder ' Zu einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat...' Mein Märchen jedoch beginnt im Hier und Jetzt. Es wird nicht erzählt, es wird nicht aufgeschrieben. Es wird nur gelebt, wie Milliarden andere auch, und einigen Jahren wird es vergessen sein. Aber das ist nicht wichtig, denn es zählt nur der Augenblick.

Montag, 02.05.2011: Wüstenwalnuss

Du sitzt da und atmest das Leben, versuchst Worte für den Zauber des Lebens zu finden. Worte wie Wüstenwalnuss und Nachtfalter. Worte, die dich den Sand unter den Füßen, die harte Schale in deiner Hand fühlen und das Rauschen hauchdünner Flügel in der Dunkelheit hören lassen. Worte, die dich erinnern, oder Worte, die dich träumen lassen. Worte, die dir Sicherheit geben, oder Worte, die dich weit fortbringen, dich alleine machen. Alle reißen sie dich aus dem Hier und fügen dich ein in ein anderes Jetzt.
Du hörst nicht die Stimme, die in einem monotonen Singsang Weisheiten predigt, die du nie leben wirst. Du spürst nicht deine kalten Füße, nicht den harten Stuhl, unter dem dein Rücken schon jetzt kapituliert. Du siehst nicht die anderen, nicht den kargen Raum um dich herum, nicht den Regen, der sich in dicken Tropfen auf der Fensterscheibe sammelt.
Siehst nur die Worte, hörst die Worte, fühlst die Worte. Worte, die eigentlich nur Tinte auf Papier, aber auf unerklärliche Weise gleichzeitig so viel mehr sind.
Ein Gedanke und ein Gefühl, ein Fluchtweg und ein Rettungsweg, ein Geheimfach und eine einsame Insel, eine Zeitmaschine, eine Konservendose und eine Tafel Schokolade.
Aber selbst Worte haben ihre Grenzen, denn es gibt Dinge, deren Zauber unbegreiflich ist, deren Zauber sich nicht einfangen lässt und der für immer ein Geheimnis bleibt.

Dienstag, 10.05.2011: Tag 0

Eines Tages werde ich aufwachen und noch einmal neu anfangen. Alles wieder auf Anfang. I werde mich mehr anstrengen – in der Schule, sowie im Gesangs-und Gitarrenunterricht. Ich werde mir keine Gedanken mehr über Ian oder anderes Vergangenes machen, denn was vorbei ist, das muss ein Ende haben. Ich werde meinem Vater jede Sekunde verzeihen, in der ich mich wegen ihm schlecht gefühlt habe und ein besseres Verhältnis zu meinem Stiefvater aufbauen. Ich werde mir und dem Rest der Welt eine neue Chance geben, denen verzeihen, denen ich nie verzeihen konnte. Ich werde mich mehr um mein erstes Leben und meine Freunde, als um mein zweites Leben kümmern. Und ich werde eine meiner größten Schwächen überwinden: Ich werde aufhören zu sagen 'Das kann ich nicht...', 'Das schaff' ich sowieso nicht...'', oder ''Das trau' ich mich nicht...' Ich werde mir nicht mehr als nötig Gedanken darüber machen, was die anderen wohl von mir denken könnten – schon gar nicht, wenn es mich davon abhält, Spaß oder Erfolg zu haben. Ich werde mein Bestes geben und meine Ziele erreichen. Und eines Tages werde ich aufwachen und aus der Zukunft ist die Gegenwart geworden.

Dienstag, 03.05.2011: Wüste ohne Birkensamen

Flog ich nicht eben noch? Schwebte mit unsichtbaren Flügeln gen Himmel, um mich auf einer Zuckerwattewolke niederzulassen und auf das Unglück der Menschheit hinunterzublicken?
Doch plötzlich sinke ich scheinbar unaufhaltsam zurück auf den Boden und habe nicht die Kraft, noch einmal mit den Flügeln zu schlagen. Es ist ein Teufelskreis: Ich bin nicht mehr stark genug, um zu kämpfen, doch ich weiß, dass das Kämpfen das Einzige ist, das mir wieder Kraft geben kann.
Ich sehe hinunter auf die kahle Erde und plötzlich habe ich vergessen, wofür ich überhaupt kämpfen sollte, denn da ist nichts. Noch nicht einmal Birkensamen oder ploppende Grashalme. Vielleicht kämpfe ich gegen das Nichts, aber es war schon immer einfacher für etwas zu kämpfen.
Also kämpfe ich nicht - ich kann nicht und ich hasse mich dafür.
Stattdessen bereite ich mich auf eine sehr unsanfte Bruchlandung mit Motorschaden vor. In der Wüste der Einsamkeit, die gefährlich und faszinierend schön zugleich ist und mit ihrer alles umfassenden Stille die Einzige zu seins cheint, die mich erfasst. Sie wiegt mich in ihren sanften Armen und bringt die ruhe in mein Leben zurück. Doch werden meine Augen schwer, so muss ich aufspringen und sie verlassen, denn schliefe ich einmal ein, so gebe es kein Erwachen mehr, gefangen in ewiger Ruhe.
Aber es ist noch zu früh zum Sterben, ich werde nicht aufgeben.
Eine Wüste ist schön und gefährlich zugleich. Sie tötet den Verdurstenden, doch nährt den ewigen Kämpfer. Ich werde mich also auf die Suche nach etwas machen, für das ich kämpfen kann. Vielleicht umgibt es mich schon, ist zu nah, als dass ich es sehen würde.

Montag, 16. Mai 2011

Montag, 09.05.2011: Für die Liebe

würgen, krallen, beißen
stück für stück zerreißen

kratzen, schneiden, schlitzen
schöne muster ritzen

foltern, brüllen, quälen
haut von knochen schälen

schlagen, prügeln, stechen
alle knochen brechen

schießen, spucken, treten
bis sie nicht mehr beten

bis sie nicht mehr hassen
und dich nurnoch lieben
weil du sie erlöst
sie in den tode stößt

Montag, 02.05.2011: Vogelfrei?

Was ist eigentlich Freiheit?
Unabhängigkeit, oder vielleicht nicht gezwungen zu sein? Ist Freiheit ein Gefühl oder ein Recht?Gibt es Grenzen, und wenn ja, kann man es dann überhaupt noch Freiheit nennen? Ist Freiheit wirklich befreiend, oder beschwert sie? Macht sie einsam und stolz, oder misstrauisch und ruhelos? Gibt es Freiheit überhaupt, oder ist sie nur ein Ideal, das zu erreichen schließlich doch unmöglich bleibt?