Mittwoch, 29. Juni 2011

Mittwoch, 29.06.2011: Teufelskreis

Schokolade,
Tröstend & Tränenschluckend

Cookies,
Süß & Erinnernd

Gummischlangen,
Ablenkend & Giftig

Zucker, mein Leben zu versüßen
Massen und Massen
Bis mir schlecht wird

Zucker, mich zu betäuben
Bissen um Bissen
Bis die Übelkeit verschwindet

Zucker, aus Gewohnheit
Tag um Tag
Mir keinen Neuanfang zu gönnen

Mittwoch, 29.06.2011: Allein mit der Enttäuschung

Ich war schon lange nicht mehr so fertig, wie jetzt gerade. Es ist fast schon schlimmer, als die Trennung von meinem Ex, oder die 0 Punkte in Physik, denn es kam nicht von außen, es gab niemand anderen auf den ich sauer sein könnte, und es bedeutet mir wirklich etwas. Ich bin so enttäuscht von mir. So schrecklich enttäuscht. Eigentlich habe ich nur den Termin für mein Bewerbungstraining-Seminar vom Tanzen verpasst. Dummer Weise war es jedoch das letzte und hat somit niederschmetternde Auswirkungen für mich. Ich kann mein Bronze-Abzeichen nicht machen, erst nach dem nächsten Kurs, wenn ich das Seminar nachgeholt habe. Ich werde also allen anderen dabei zusehen, wie sie ihren Eltern strahlend ihr Abzeichen präsentieren, selbst dieser völlig untalentierte Eric. Nur ich werde am Rand stehen und zugucken. Ich werde meinen Eltern kein Abzeichen präsentieren, nicht stolz sein. Ich werde gegen die Tränen und gegen die Enttäuschung ankämpfen. Okay, eigentlich geht es nicht darum, meine Eltern stolz zu machen. Meine Mutter und mein Stiefvater kommen sowieso nicht mit auf den Abtanzball, weil es ihnen schon beim zweiten Kurs zu langweilig geworden war. Und mein Vater und seine neue Freundin... Ganz im Ernst, wann war mein Vater jemals wirklich stolz auf mich?! Es gab doch immer jemanden, der irgendwie toller war als ich. Vorzugsweise natürlich die Kinder von seinen neuen Freundinnen. Und gab es gerade mal keine Freundin, dann war halt eine von meinen Freundinnen toller. Egal wer. Aber mich hat er nie wahrgenommen. Ich saß also vorhin heulend auf dem Sofa, weil ich einfach so übermäßig enttäuscht von mir war und meine Mutter saß auf dem Sessel und laß ein Buch. Früher hätte sie das nie fertig gebracht. Schließlich hatte ich nichts getan. Früher hätte sie mich in den Arm genommen und gesagt: „Ach, Schatz. Komm mal her!“ Und sie hätte mir einen Kakao angeboten und mir gesagt, dass das doch alles nicht so schlimm sei. Früher hatte ich meine Mama, die mich beschützt hat, wenn ich es selbst nicht mehr konnte. Früher hatte ich meine Mama für die schweren Zeiten. Früher hatte ich meine Mama, wenn mich Papa so traurig machte. Früher hatte ich meinen Ex-Freund für meine Gedanken. Und meine beste Freundin für meine Beziehungsprobleme. 
Jetzt bin ich allein.

Ich sitze an meinem Zimmer und schreibe. Und niemand wird je erfahren, dass ich geschrieben habe. Danach werde ich meinen Song weiter schreiben, von dem nie jemand wissen wird, wann ich ihn geschrieben habe. Und immer wieder werde ich weinen. Darüber, dass ich heute noch nicht mal mich selbst stolz machen konnte, wenn mir sonst schon keiner bleibt.

Niemand wird je erfahren, dass ich geweint habe.

Sonntag, 19. Juni 2011

Samstag, 18.06.2011: WARUM?

Ich erwarte nicht besonders viel von dir, und noch weniger erfüllst du. Du bezahlst vielleicht für mich, schließlich wolltest du mich mal. Aber das ist nicht so wichtig. Ich habe immer versucht, dich stolz zu machen, doch es war immer jemand anderes, von dem du begeistert warst. Ich wollte von dir geliebt werden, wie eine Tochter, blieb sie aber immer nur auf dem Papier. Ich weiß, du würdest all' das verleumden, würde ich dich damit konfrontieren. Und vielleicht glaubst du auch wirklich, dass das, was ich sage nicht wahr ist. Aber für mich fühlt es sich so an.
Ich bin zwei und hämmere schreiend und weinend an deine Arbeitszimmertür. Doch du öffnest nicht. Warum?
Ich bin vier und probiere aus, was wohl passiert, wenn ich dich haue. Und du? Du haust mich zurück - nicht doll, aber doll genug, dass ich mich noch heute daran erinnere. Warum?
Ich bin dreizehn und packe dein Geburtstagsgeschenk aus. Nils Holgerson von Selma Lagerlöf. Meine Enttäuschung war nicht zu beschreiben, es tut immer noch weh, wenn ich daran denke. Ich habe viele Male versucht, es zu lesen, aber bin nie über die erste Seite hinausgekommen. Hast du dir denn gar keine Gedanken darüber gemacht, was mir gefallen könnte? Du hast dich nie für meine Wünsche und Träume interessiert. Warum?
Ich bin sechzehn, ich bin jetzt. Ich bin aufgeregt und voller Hoffnung, weil ich morgen zu einem Casting gehen werde. Ich brauche nur noch deine Unterschrift, ein paar Tropfen Tinte auf einem Stück Papier. Ich rufe dich immer wieder an, spreche auf deinen AB, schreibe dir SMS, bis du schließlich dein Handy ausschaltest. Ich brauche dich, doch du bist nicht da. Warum?
Warum musst du meine Träume zerstören, mit aller Kraft gegen meine Hoffnung ankämpfen und mich zu einem ganz normalen Mädchen machen, das ich nicht bin? Ich werde es dir nicht verzeihen können, wenn ich nicht zu dem Casting gehen kann. Ich bin gut, richtig gut, auch wenn du das nie wahr haben wolltest. Ich habe wirklich eine Chance, auch wenn du das nicht sehen willst. Und ich werde irgendwann aufwachen und mein Traum wird sich verwirklicht haben, während du einschläfst und über die Ungerechtigkeit der Welt jammerst, die deine Träume zerstört hat. Aber du tust ihr unrecht. In Wahrheit hast du alles selber kaputt gemacht. Aber ich werde es nicht zulassen, dass du auch meine Träume zerstörst, eher gehe ich! Und dann such' du dir eine andere Tochter, eine wie du sie schon immer haben wolltest!

Samstag, 18. Juni 2011

Samstag, 18.06.2011: Um glücklich zu sein

Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Bin ich vielleicht sogar glücklich? Oder mache ich mir etwas vor, wenn ich auf diese Frage mit ja antworte?
Die Wahrheit ist - zumindest denke ich, dass sie es ist – dass ich zwar meine körperlichen Bedürfnisse vollständig decken kann, denn ich gehöre zu den wenigen Menschen dieser Erde, die im Überfluss leben. Aber gerade deswegen reicht es mir nicht.
Liegt es nicht in der Natur des Menschen, nicht glücklich zu sein, wenn er sein Ziel erreicht hat und sich einzubilden, er könnte erst vollkommen zufrieden sein, wenn er auch sein nächstes Ziel erreicht hätte? Genau so ist es auch bei mir. Ich bilde mir ein, ich wäre glücklich, obwohl es nicht so ist. Ich verdränge meinen Traum, denn ich brauche ihn um glücklich zu sein. Ihn ein Scherben zerschlagen auf dem Boden zu sehen, wäre mein Ende. Im Moment ist er für mich ein ewiges Überwintern, es wird Zeit, den Frühling einzuläuten. Aber auch das ist ein Risiko.
Dabei ist das einzige, was ich tun müsste, um glücklich zu sein, mich hier und jetzt dafür zu entscheiden.
Doch wie es nun einmal in der menschlichen Natur liegt, kann ich das nicht.

Freitag, 17. Juni 2011

Freitag, 17.06.2011: Das Geheimnis, meine Seele

Eigentlich ist es ein Geheimnis – eines meiner vielen Geheimnisse. So, wie meine Freunde nicht wissen, dass ich Gitarre spiele, oder dass ich einen zweiten Account habe, oder, was ich wirklich über den und den Typen denke.
Ich kann nicht wikrlich erklären, warum ich meine Geheimnisse habe. Es fühlt sich einfach richtig. Ich muss keine zweifelnden Blicke, blöden Kommentare oder Desintersse ertragen. Ich kann mich auf mich selbst konzentrieren und schütze das, was mir wirklich wichtig ist.
Außerdem ist es ziemlich aufregend, jeden Montag nach dem Unterricht meine Gitarre aus der Abstellkammer in der Schule zu holen, zu warten, bis alle gegangen sind und dann - hoffentlich ungesehen – zum Gitarrenunterricht zu fahren. Der Nervenkitzel kommt noch dazu. Die Überraschung, wenn ich eines Tages dann doch die Karten auf den Tisch lege. Das Erstaunen, wenn sie realisieren, dass sie mich maßlos unterschätzt haben – und ja, ich gebe zu, auch ihre Eifersucht hat einen gewissen Reiz, haben sie mich selbst doch so oft eifersüchtig gemacht.
Sollte ich scheitern, dann bleibt es mein Geheimnis und ich bleibe nur meinen Selbstzweifeln überlassen. Gewinne ich jedoch, oder erziele ich eine besondere Leistung, so wird es mir eine Freunde sein, die Wahrheit aufzudecken – oder gerade so viel, wie gut für sie ist. Wie gesagt, eigentlich ist es ein Geheimnis und das Geheimnis um das Geheimnis meine Seele.
Es fing an, als ich das erste Mal enttäuscht wurde, das heißt, das erste Mal von jemandem enttäuscht wurde, von dem ich es nicht erwartet hatte. Ich hatte ihm meine Seele geschenkt, er wusste alles über mich. Und als ich zu begreifen begann, dass es ihm nichts bedeutete, kam ich mir leer und gleich vor. Wer findet schon einen Reiz an jemandem, den er durchschaut, wie sein eigenes Ich? So schuf ich mir meine Geheimnisse.
Heute ist eines dazu gekommen. Es ist beinah' das wertvollste Geheimnis, auch wenn seine allgemeine Bekanntheit oberflächlich gesehen keinen allzu großen Folgen für mich hätte.
Sonntag ist mein Tag. Eine neue Erfahrung, ein ganz besonderes Erlebnis. Und vielleicht ein Zettel in meiner Hand, mit der Aufschrift „Recall“. Obwohl es sowas wahrscheinlich nur bei DSDS gibt. Und wovon ich rede ist garantiert mehr wert, als DSDS.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Mittwoch, 15.06.2011: Singen, oder: Was Worte nicht fassen

Dunkelheit. Nur ein einsamer Lichtstrahl kommt von irgendwoher, tanzt auf meinem Gesicht, versetzt die Welt in Staunen. Es scheint, als habe sie den Atem angehalten. Die Luft steht, warm. Alles wartet auf die Entfaltung, den Wüstenregen.
Um mich ist nichts. Nur die Dunkelheit und etwas Kleines, Zartes, das scheinbar unmöglich so atemberaubend sein kann. Das Licht auf meinem Gesicht, steigt ein Herzzittern aus meinem tiefsten Innern. Was ist das? Dieses Zittern in mir, diese Kraft, dieses Gefühl, das alles durchdringt?
Nur ganz leicht öffne ich den Mund und langsam, ganz langsam, lasse ich meine Leidenschaft hinaustropfen. Tropfen um Tropfen. Und nach und nach wird aus den Tropfen ein Regen und aus dem Regen ein Fluss. Ein Fluss, der alles in sich vereint, die Dunkelheit und das Licht. Alles umfängt er, alles zittert. Die Welt mit meinem Herzschlag. Das Licht ist eine Sonne und die Dunkelheit in mir.
Endlich diese Freiheit, die Entfaltung, ich und das Gefühl.
Nur vier Dinge bleiben: Die Dunkelheit, das Licht, scheinend auf mein Gesicht und um und in allem der Fluss.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Sonntag & Montag, 28. & 29.03.2010: Euer Treffen

Heute war's so weit
Ihr habt euch getroffen
Und alle meine Hoffnungen
Und Träume sind zerflossen

Doch du weißt ja nicht
Wie ich mich nach dir verzehre
D'rum fragt' ich dich dann doch halt
Wie es denn gewesen wäre

Du meintest gut
Es hätte Spaß gemacht
Doch ich konnt' nur daran denken
Ihr habt zusamm'n gelacht

Was ihr noch gemacht habt
Das wollt' ich garnicht wissen
Ich und mein gebroch'nes Herz
Uns're Trä'n in mein'm Kissen

Eins musst' ich noch wissen
Ob ihr jetzt zusammen seid
Ein Herz und eine Seele
Total verliebt, total verknallt

Vielleicht lügst du dann
Doch ich musste lachen
Denn ich fing schon wieder an
Mit diesem scheiß Hoffnung'machen

Dienstag, 14.09.2010: Dieb meiner Selbst

Ich hatte mal einen Freund, der sagte mir:
Niemand wird dich wegen deiner Fehler weniger lieben.
Und ich vertraute darauf und klammerte mich an diese Hoffnung.
Doch es war nur ein Traum, mein Ideal.
Und als ich aufwachte, fiel ich umso tiefer.

Jemand, der sich das Recht nimmt, dich zu tadeln,
hat somit auch die Pflicht zu loben.
Jemand, der deine Gefühle packt und der Welt zeigt,
darf aus seinen eigenen kein Geheimnis machen.
Denn wer nimmt ohne zu geben ist ein Dieb.

Dieb meiner Gefühle,
warum darf ich nicht leben?
Dieb meiner Fehler,
warum darf ich nicht zweifeln?
Dieb meiner Selbst,
warum darf ich nicht entscheiden?

Was macht aus dir mehr Mensch, als ich es bin?

Donnerstag, 04.03.2010: Auf der anderen Seite

Und es ist wahr
Wie können die Menschen auf der anderen Seite
Wissen, wie es mir hier geht?

Wie können sie wissen, ob die Sonne wirklich aufgeht
Und sich die Erde dreht?
Nur weil wir auf derselben Kugel steh'n?

Dienstag, 14. Juni 2011

Mittwoch, 07.04.2010: Jemand, der du nicht bist

Hast du schon mal versucht
Jemand zu sein, der du nicht bist
Für jemanden den du nicht mochtest
Weil du einen anderen wolltest
Den du nicht haben konntest?

Nur, um dir selber die Illusion zu geben
Du wolltest ihn garnicht
Und du hättest alles unter Kontrolle?

Und um ihm zu zeigen
Du bräuchtest ihn garnicht
Nicht in hundert Jahren?

Mittwoch, 8. Juni 2011

Dienstag, 30.03.2010: Dein „Für Immer“

Dann musst' ich wieder in den Spiegel seh'n
Deine Gedanken und mich selbst versteh'n
Wo ist die Grenze zwischen hier und jetzt
Und damals, ich glaub' da hab ich mich verschätzt

Wir war'n die besten Freunde
Manchmal sogar etwas mehr
Schwere Zeiten: Ja
Doch zusammen war das nie sehr schwer

Jetzt brauch' ich deine Hilfe
Und wo bist du nun?
Was kann ich alleine schon
Gegen Herzschmerz tun?

Doch du bist nicht da
Machst alles nur noch schlimmer
Reißt die Wunde auf
Das war also dein „Für Immer“?

Freitag, 3. Juni 2011

Mittwoch, 07.04.2010: Tausend-Teile-Puzzle

Wenn ich dich vermisse
Vermisse ich einen anderen

Wenn ich dich sehe
Sehe ich einen anderen

Wenn ich dich fühle weiß ich
Es ist noch da.

Doch es ist etwas zersprungen
Zerfallen, zerlaufen, zerfetzt
In tausend Teile aufgelöst

Immer auf der Suche
Nach der Vergangenheit
Dem letzten Teil
Auf immer verloren

Donnerstag, 02.06.2011: Kurz nach halb zehn

Heute ist so viel passiert, dass es zu viel zu sein scheint, um nur einen einzigen Tag zu füllen, dabei habe ich die meiste Zeit abgewaschen oder geputzt. Ich habe dabei viel nachgedacht, doch wenn ich jetzt sagen müsste, worüber, so könnte ich es nicht. Meine Gedanken sind, wie der Merkur, in engen Kreisen immer um die selben Themen rotiert, doch nie zu einem Ergebnis gekommen. Meistens jedoch, glaube ich, drehten sie sich um das Schlechte in meinem Leben und das ist wahrscheinlich der entscheidende Punkt.
Immer war ich diejenige, die für andere da war, immer habe ich andere getröstet, ihnen ihre Sorgen von den Lippen abgelesen. Und jetzt brauche ich selber jemanden, der für mich da ist. Ich will nicht erst in Tränen ausbrechen, oder mich ritzen müssen, um jemanden auf mich und meine Probleme aufmerksam zu machen. Aber genau das habe ich heute getan.
Zuerst bin ich in Tränen ausgebrochen. Schuld daran war der Hass. Das heißt eigentlich nur indirekt.
Stell dir vor, du putzt den ganzen Tag wie eine Irre das Haus und dann bekommst du nur zu hören, was du alles falsch gemacht hast. Es heißt „Mach dies, mach das“, oder am besten alles gleichzeitig. Und weil du nicht weißt, welcher Aufgabe du vorrangig verpflichtet bist, kommt es zu Streit. Wobei Streit übertrieben ist. Eigentlich wirst du nur angeschrien, ohne dass du zu irgendeiner Erwiderung kommst, die nicht unter weiterem Geschrei erstickt wird, dessen einziger Inhalt zu sein scheint, wie scheiße du doch bist. Und am Ende wird dir vorgeworfen, dass du gar nicht willst, dass deine Mutter ihren Lebensgefährten heiratet. Obwohl das gar nicht stimmt.
Du hast den ganzen Tag dafür gearbeitet, dass die Feier in zwei Tagen schön wird. Du hast ihnen einen Song geschrieben, zur Hochzeit. Und dann kommt dieser Vorwurf und du merkst, wie wenig all das Wert ist.
So ging es mir heute. Ich konnte nicht mehr. Ich kann diesen puren Hass nicht ab. Schon gar nicht, wenn er durch eine selbst erdachte Anschuldigung begründet ist, die es mir mit keinem Mittel zu widerlegen möglich ist, weil die Richtigkeit in Person sie aufgestellt hat. Ich konnte einfach nur noch heulen und abhauen, so wie er es mir hinterher geschrien hatte.
Ich riss die Tür auf und schleuderte sie gleich wieder hinter mir zu, dass das ganze Haus zu beben schien. Ich sah mich um und rannte auf das erste Versteck zu, dass ich sah: das Gewächshaus. Das Gewächshaus sah fürchterlich aus, ungefähr so, wie ich mich fühlte. Die vertrockneten Pflanzen vom letzten Jahr hingen tot von ihren Stützen. Irgendjemand hatte sie angepflanzt, nur um sie, kurz bevor sie Früchte getragen hätten, aufzuhören, sie zu gießen.
Ich hockte mich ans Ende der Steinplatten, die durch das Gewächshaus führten, legte den Kopf auf die Knie und heulte, was das Zeug hielt. Ich sah meine Tränen auf den Sand tropfen, der die Steine bedeckte, und über den kleine rote Käfer wuselten. Einer blieb stehen und streckte seine Fühler nach mir aus, dann krabbelte er weiter.
Meine Tränen versiegten viel zu schnell. Ich wünschte mich, ich hätte noch mehr weinen können, aber in den letzten Monaten war ich einfach viel zu kalt geworden. Und über allem lag der Schleier dieses schlimmsten Gefühls. Das schlimmste Gefühl ist nicht, gehasst zu werden. Hass ist ein vergleichsweise kleines Problem, wenn du jemanden hast, der neben dir steht. Das schlimmste Gefühl ist, nicht geliebt zu werden, dass dir niemand beisteht, du dem Hass schutzlos ausgeliefert bist.
Deine Mutter, die mit einem einsilbigen Kommentar zur Kenntnis nimmt, dass du nicht mehr mit deinem Freund zusammen bist und sich wahrscheinlich insgeheim denkt, dass es ja in deinem Alter sowieso nie so lange hält. Oder, dass es schon nicht so schlimm sein wird, solange du nicht heulend am Boden liegst. Dabei tue ich das ja. Sie sieht es nur nie. Weil sie nicht da ist.
Irgendwann musste ich wieder ins Haus, aber ich nahm den Hintereingang. Nachdem ich vier Mal zaghaft gegen die Tür geklopft hatte, machte meine Schwester mir auf. Ich war ihr unendlich dankbar, dass sie es war.
Niemand sah mein Gesicht, das sicher feuerrot war, als ich so schnell ich konnte die Treppe zu meinem Zimmer hoch lief. Ich weiß nicht wie, oder warum ich wirklich zielstrebig auf meinen Schreibtisch zuging, nach meiner Schere griff, ohne zu zögern und sie auf meiner haut hin und her fahren ließ. Ich hatte immer geglaubt, dass ich dazu nie in der Lage wäre, aber ich hatte mich wohl in mir getäuscht. Vielleicht ist jeder Mensch irgendwann dazu fähig, auch jene, die wie ich eigentlich zu der glücklichen Fraktion gehören, wenn sich nur der eine passende Situation ergibt, in denen die Gefühle offen liegen und man intuitiv handelt ohne nachzudenken.
Ich muss sagen, dass ich wirklich überrascht war, als ich plötzlich Blut sah. Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach geht, wenn man nur mit genügend Entschlossenheit handelt. Vielleicht ist es im leben ja auch so, denke ich jetzt.
Als ich das Blut sah, war ich zufrieden. Es musste gar nicht wehtun, eigentlich hatte ich mich ja gar nicht richtig dafür entschlossen. Ich ging zu meinem Schmuckkästchen, das noch aus der Zeit stammte, als die Bösen noch böse und die Guten noch gut gewesen waren, und suchte nach einem möglichst breiten Armband, auch wenn es relativ unwahrscheinlich war, dass es überhaupt irgendjemand bemerken würde. Ich fand eine silberne Uhr, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getragen und deren Zeiger auf kurz nach halb zehn stehen geblieben waren. Doch auch das würde keiner bemerken. Sie tat ihren Job dennoch ziemlich gut, auch wenn die Wunde – so klein sie auch war – nach einiger zeit unter dem Armband zu brennen anfing.
Als ich wieder an der Spüle stand, erschrak ich vor mir selbst, als ich so darüber nachdachte, was ich gerade eben getan hatte. Die Wunde war nichts Ernsthaftes. Es waren drei dünne Striche, von denen der eine beinahe nicht zu sehen war und die längs und außerdem viel zu weit unten verliefen, als dass sie irgendeine Gefahr für mich bedeutet hätten. In ein paar tagen würde von ihnen nichts mehr zu sehen sein.
Aber darum ging es nicht. Es ging um's Prinzip. Ich hatte schon oft Hass auf mich selbst gehabt, aber er war nie so tief vorgedrungen, als dass er gereicht hätte, um über eine Dauer von mehreren Tagen sichtbar zu bleiben. Das erschrak mich. Es kam mir vor, als wäre ich in eine Rolle gerutscht, die nicht die meine war. Um mich herum war plötzlich alles dunkel, nichts war mehr bunt wie früher und meine Stärke hatte sich in Kälte verwandelt.
Du merkst es schon, es war einer von diesen Boden-Momenten, in denen du nicht daran glaubst, jemals wieder aufstehen zu können. Aber genau dieser Glaube hatte mich immer stark gemacht. Ich weiß, dass alles aus mir selbst kommt. Ich kann anders handeln, ich muss mich nur dafür entscheiden. Aber wenn ich mich gegen diesen heutigen Weg entscheide, welchen soll ich dann nehmen? Es scheint alles so gleichgültig zu sein...

Morgen werde ich etwas anders machen. Alles wird sich mit mir verändern. Wenn auch nur kaum merklich, werde ich mich weiterhin auf mein Ziel zu bewegen – allein.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Dienstag, 31.05.2011: Vergangenheit & Zukunft

Licht scheint auf meinen Körper
Überall ist Licht
Der Moment der Vergangenheit rückt näher
Das Licht umströmt, durchflutet mich

Stimmen summen, hoch in meinem Ohr
Reden auf mich ein
Noch versuchen sie mich aufzuhalten
Bemerken nicht den Lichtesschein

Ein Seufzen dringt aus meinem Munde
Nimmt meine Seele mit sich
Mein Körper entbehrt jedem Lebenshauch
Und Frieden bald umfängt mich

Plötzlich bin ich über mir
Bin nicht richtig und bin doch
Denn meine Seele lebt noch weiter
Jedoch mein Körper bleibt zurück

So lass ich alles dort nun
Nur von Erinnerung begleitet
Hab' kein Ziel und keinen Weg
Ein Gedanke in der Leichte

Einen Herzschlag später nur
Länger scheint es nicht zu sein
Bin ich mit einem kleinen, neuen Körper
Schon wieder fest vereint

Nur ein Hauch Erinnerung
Klebt immer noch an mir
Der Moment der Zukunft er rückt näher
Trotzdem bleibt ein Teil von früher

Dienstag, 31.05.2011: Meine schlechtere Hälfte

Ich vermisse dich so sehr
Und doch vermisse ich dich nicht

Jede Nacht träume ich von dir
Doch wenn ich aufwache, vergesse ich dich

Jeden Tag lache ich für mich
Bin ich ehrlich, so lache ich für dich

Und wenn ich weine, um die Zeit
Trägt keine Träne dein Gesicht

Mein Innerstes
Nach innen gekehrt
Verschlossen, verlassen, versperrt
Der einzige, der es jemals sah
Bist du
Jetzt bin ich allein