Sonntag, 19. Juni 2011

Samstag, 18.06.2011: WARUM?

Ich erwarte nicht besonders viel von dir, und noch weniger erfüllst du. Du bezahlst vielleicht für mich, schließlich wolltest du mich mal. Aber das ist nicht so wichtig. Ich habe immer versucht, dich stolz zu machen, doch es war immer jemand anderes, von dem du begeistert warst. Ich wollte von dir geliebt werden, wie eine Tochter, blieb sie aber immer nur auf dem Papier. Ich weiß, du würdest all' das verleumden, würde ich dich damit konfrontieren. Und vielleicht glaubst du auch wirklich, dass das, was ich sage nicht wahr ist. Aber für mich fühlt es sich so an.
Ich bin zwei und hämmere schreiend und weinend an deine Arbeitszimmertür. Doch du öffnest nicht. Warum?
Ich bin vier und probiere aus, was wohl passiert, wenn ich dich haue. Und du? Du haust mich zurück - nicht doll, aber doll genug, dass ich mich noch heute daran erinnere. Warum?
Ich bin dreizehn und packe dein Geburtstagsgeschenk aus. Nils Holgerson von Selma Lagerlöf. Meine Enttäuschung war nicht zu beschreiben, es tut immer noch weh, wenn ich daran denke. Ich habe viele Male versucht, es zu lesen, aber bin nie über die erste Seite hinausgekommen. Hast du dir denn gar keine Gedanken darüber gemacht, was mir gefallen könnte? Du hast dich nie für meine Wünsche und Träume interessiert. Warum?
Ich bin sechzehn, ich bin jetzt. Ich bin aufgeregt und voller Hoffnung, weil ich morgen zu einem Casting gehen werde. Ich brauche nur noch deine Unterschrift, ein paar Tropfen Tinte auf einem Stück Papier. Ich rufe dich immer wieder an, spreche auf deinen AB, schreibe dir SMS, bis du schließlich dein Handy ausschaltest. Ich brauche dich, doch du bist nicht da. Warum?
Warum musst du meine Träume zerstören, mit aller Kraft gegen meine Hoffnung ankämpfen und mich zu einem ganz normalen Mädchen machen, das ich nicht bin? Ich werde es dir nicht verzeihen können, wenn ich nicht zu dem Casting gehen kann. Ich bin gut, richtig gut, auch wenn du das nie wahr haben wolltest. Ich habe wirklich eine Chance, auch wenn du das nicht sehen willst. Und ich werde irgendwann aufwachen und mein Traum wird sich verwirklicht haben, während du einschläfst und über die Ungerechtigkeit der Welt jammerst, die deine Träume zerstört hat. Aber du tust ihr unrecht. In Wahrheit hast du alles selber kaputt gemacht. Aber ich werde es nicht zulassen, dass du auch meine Träume zerstörst, eher gehe ich! Und dann such' du dir eine andere Tochter, eine wie du sie schon immer haben wolltest!

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